Besinnung - Jahresbegleiter  

10.Oktober

DAS GESETZ - DIE PROPHETEN - DAS EVANGELIUM

"Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein. "
(Lukas 16,16)

Lukas berichtet uns von der Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern. Es geht um die Frage der "Gerechtigkeit", eigentlich um die Unterscheidung zwischen der "Selbstgerechtigkeit" und der "Gerechtigkeit durch das Evangelium".

Das Bild, das uns die Evangelien von den Pharisäern zeichnen, ist bestimmt durch die überaus strenge Einhaltung der Gesetze und Vorschriften der Ältesten.
Die Pharisäer waren neben den Sadduzäern eine der religiösen Gruppen in Israel, die das praktische Leben nach dem mosaischen Gesetz bestimmten. Sie wollten mit aller Kraft die Gesetze Mose ganz streng einhalten. Aus diesem Grund sonderten sie sich immer mehr von allem ab, was gegen die strikte Einhaltung des Gesetzes stand. Der Name bedeutet "Abgesonderte". Diese Bewegung der Pharisäer war eine Bewegung der Laien; allerdings gehörten auch viele Schriftgelehrte zu ihnen - wie z.B. Saulus, der später zum Apostel Paulus wurde. Nikodemuas, der aus dem Hohen Rat kam, war ebenfalls ein Pharisäer. Die Pharisäer glaubten an die Auferstehung der Toten und unterschieden sich damit von den Sadduzäern.

Jesus war nicht gegen das Gesetz! Im Gegenteil, er kam, um es zu erfüllen. Und so wird auch gleich im nächsten Vers unseres Abschnittes gesagt: "Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt." (Lukas 16,17).
Allerdings war Jesus gegen jene Haltung des Menschen, die sich hinter der Einhaltung der Vorschriften vor dem absoluten Anspruch Gottes schützen wollten. Diese Haltung wird als "Sich-Selbst-Rechtfertigen" bezeichnet. Doch es ist nicht möglich, sich dem absoluten Anspruch Gottes zu entziehen. Der Mensch bleibt vor Gott immer Sünder. Er braucht die "Rechtfertigung durch Gott selber" (Paulus nennt es später "Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben").

Im Bilde gesprochen: Gott sieht nicht nur unser Handeln, z.B. das strenge Einhalten der Gesetze und Vorschriften; "Gott kennt unser Herz"! Und dieses Herz ist "böse von Jugend an"; es ist "unbeschnitten", auch wenn man äußerlich beschnitten ist. Genau das aber ist ja die Botschaft der Propheten an Israel immer wieder gewesen: Jeremia 6,10; 9,25; Hes.44,9.

Das Evangelium nun sagt uns, daß Gott seinen Sohn gesandt hat, die Sünden der ganzen Welt ans Kreuz zu tragen. So werden wir vor Gott und durch Gott "gerechtfertigt". Wir dürfen zu Gott kommen, nicht weil wir alle Gebote gehalten haben, sondern weil er von sich aus den Weg freigemacht hat.
Im vorhergehenden Abschnitt vom "Verlorenen Sohn" (Lukas 15) wird das so ausgedrückt: "Als er (der verlorene Sohn) noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn." (Lukas 15,20).

Gesetz - Propheten - Evangelium widersprechen sich also nicht, sondern weisen einheitlich auf die Rechtfertigung des Menschen aus Gnaden im Vertrauen auf Gott. Die Grundlage dafür hat Gott alleine geschaffen in seinem Sohn, Jesus Christus.


  • Pharisäer
  • 41.Woche


  • Hinweis
    282.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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